Weißer Braille Buchstabe

Barrierefreie Kommunikation: Leichte Sprache oder Einfache Sprache?

Viele Menschen nutzen die Begriffe Leichte Sprache und Einfache Sprache, ohne den Unterschied zu kennen. Tatsächlich handelt es sich bei den Begriffen um zwei gänzlich verschiedene Sprachkonzepte, die zu unterschiedlichen Zwecken verwendet werden können. Die Wahl der passenden Sprachform ist ein wichtiger Schritt zur zielgruppenorientierten digitalen Barrierefreiheit.

Vereinfachte Sprache im digitalen Zeitalter

Die Verwendung von vereinfachter und zielgruppengerechter Sprache ist im digitalen Zeitalter besonders wichtig. Das liegt daran, dass immer mehr Prozesse digitalisiert werden und es im digitalen Raum meist keine direkten Ansprechpartner gibt. Im analogen Raum ist das anders: An der Informationstheke einer lokalen Behörde kann bei Verständnisschwierigkeiten noch Unterstützung angeboten werden. Gerade deshalb ist digitale Barrierefreiheit heute entscheidend, damit die Digitalisierung nicht für die einen Fortschritt und für die anderen Nachteil bedeutet.

Leichte Sprache

Leichte Sprache ist besonders einfach gehalten. Diese Sprachform richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit geringer Lesekompetenz oder Personen, die nur über begrenzte Deutschkenntnisse verfügen. Die Leichte Sprache ist somit leichter verständlich als die Einfache Sprache. Die Formulierung muss sehr klar und eindeutig sein, damit die Information leicht verstanden wird.

Hier sind einige wesentlichen Merkmale der Leichten Sprache:

  • Kurz und knapp: Sätze sind sehr kurz, meist nicht länger als 8 Wörter, und enthalten nur eine Information.
  • Einfache Wörter: Es werden nur bekannte, leicht verständliche Wörter genutzt. Fachbegriffe werden erklärt oder ganz vermieden.
  • Aktive Sprache: Passive Satzkonstruktionen werden vermieden.
  • Trennungen und Erklärungen: Komplexe Wörter werden getrennt (z.B. Rettungs-Hubschrauber) und erklärt, oft unterstützt durch Bilder.
  • Kurzer, schlichter Aufbau: Listen und Aufzählungen helfen beim Verständnis.
  • Bilder: Oft wird Leichte Sprache durch passende Bilder ergänzt.
  • Überprüft: Die Texte sollten immer auf Verständlichkeit geprüft werden. Im Optimalfall von Menschen die selbst Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben.

Ein Beispiel für Leichte Sprache:

Die Frau trinkt Kaffee.
Der Kaffee ist heiß.
Das ist gut für sie.

Sie mag heiße Getränke.

Einfache Sprache

Einfache Sprache ist weniger strikt als Leichte Sprache und richtet sich an eine breitere Zielgruppe, die dennoch Unterstützung beim Lesen komplizierter Texte benötigt.

Wesentliche Merkmale der Einfachen Sprache:

  • Klar und strukturiert: Sätze sind kürzer als in der Alltagssprache, aber länger als in Leichter Sprache (bis zu 15 Wörter).
  • Direkte Formulierungen: Fachbegriffe werden genutzt, aber erklärt.
  • Einfache Worte: Wörter und Ausdrücke sind so einfach wie möglich gewählt.
  • Aktive Sprache: Auch hier werden passive Strukturen vermieden.
  • Übersichtlich: Der Text ist klar gegliedert und leicht nachvollziehbar.
  • Meist nicht geprüft: Die Texte müssen nicht geprüft werden. Es empfiehlt sich dennoch sie noch einmal zu lesen.

Ein Beispiel für Einfache Sprache:

Die Frau trinkt einen Kaffee. Der Kaffee ist heiß, was der Frau gut gefällt, weil sie heiße Getränke mag.

Wann nutzt man welche Sprachform?

Die Wahl zwischen Leichter und Einfacher Sprache hängt von der Zielgruppe und dem Zweck des Textes ab.

  • Leichte Sprache: Ideal für behördliche Mitteilungen, Formulare oder Informationen für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen. Sie erfordert genaue Prüfungen und eine strenge Einhaltung der Regeln.
  • Einfache Sprache: Adressaten können sowohl Menschen mit guten Grundkenntnissen in der Sprache sein als auch Personen, die Schwierigkeiten haben, komplexe Satzstrukturen zu verstehen. Weitere Zielgruppen für Einfache Sprache sind Menschen mit Migrationshintergrund, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sowie Senioren. Denn: Obwohl viele Senioren sehr gute Sprachkenntnisse haben, stehen sie im digitalen Raum häufig vor mehreren Barrieren gleichzeitig (angefangen bei der Bedienung von Endgeräten). Hier kann Einfache Sprache für zusätzliche Entlastung sorgen.

Beide Sprachformen haben das Ziel, die Kommunikationsbarrieren zu minimieren und die Verständlichkeit zu erhöhen. Welche Variante man wählt, hängt davon ab, wer die Zielgruppe ist und wie komplex die Informationen sind, die vermittelt werden sollen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Beide Sprachformen tragen dazu bei, eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Dank der Einführung von Leichter und Einfacher Sprache wird sichergestellt, dass wichtige Informationen möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. In meiner Arbeit stelle ich außerdem häufig fest: Über klare und einfach formulierte Texte freut sich so mancher – auch fernab der Zielgruppen.